Von Anfang Januar bis Anfang Februar 2016 war Andrea Schibli als Voluntärin an der Schule Educare in Loja/Ecuador tätig. Wir freuen uns, ihre Eindrücke mit Ihnen teilen zu dürfen. Herzlichen Dank an Andrea Schibli für den untenstehenden Bericht!
"Ich arbeite seit vielen Jahren als Primarlehrerin und seit ein paar Jahren bin ich auch in der Lehrerbildung tätig. Da Anfang dieses Jahres meine Schulklasse in der Schweiz für einige Wochen von einer angehenden Lehrerin übernommen wurde, habe ich die Gelegenheit genutzt und während der fünf Wochen von Weihnachten bis zu den Carnevals-Ferien einen Volontäreinsatz bei Cisol an der Schule Educare gemacht.
Meine Arbeit bestand hauptsächlich darin, die LehrerInnen im Fach Mathematik didaktisch zu unterstützen. Mathematik wird hier sehr anders als in der Schweiz unterrichtet. Bei uns wird sehr viel Wert auf Kopfrechnen gelegt und für alle vier Grundrechenoperationen vermitteln wir den Kindern verschiedenste Strategien. Dies ist in Ecuador nicht so. Mit einem 23 kg schweren Koffer voller didaktischem Rechenmaterial aus der Schweiz bin ich nach Loja gereist und habe von der 2. bis zur 8 Klasse damit unterrichtet. Dies immer in Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen. Zum Zürcher Mathematiklehrmittel gibt es auch gute Übungsseiten im Internet und einige Klassen haben sehr konzentriert und mit viel Freude an den Computern gerechnet. Die LehrerInnen wurden in zwei Sitzungen von mir in den Umgang mit dem didaktischen Material und in die Übungsseiten im Internet eingeführt. Das Interesse daran war sehr gross.
Daneben habe ich alle Lehrpersonen mindestens einmal im Unterricht besucht und in einem anschliessenden Gespräch ihren Unterricht evaluiert. Eine ähnliche Arbeit, wie wenn ich Studierende beim Unterrichten coache. Meine Anregungen wurden jeweils sehr dankbar und interessiert aufgenommen. Ich hatte auch das Vergnügen, in der 7. bis 10. Klasse die mündlichen Prüfungen in Englisch abzunehmen. Die englische Aussprache für die Kinder hier ist sehr schwierig, aber es haben sich alle sehr angestrengt.
Hie und da wurden meine didaktischen Anregungen und meine Unterstützung auch im Sprachunterricht angefordert, sowohl in der ersten Klasse wie auch in der 2. oder 8. Klasse.
Mir hat die Arbeit in den verschiedenen Klassen Spass gemacht. Ich wurde sowohl von den Lehrpersonen, wie auch von den Kindern und von der Administration sehr herzlich aufgenommen. Meine Kolleginnen haben sich so um mich gekümmert, dass ich mich fast wie zu Hause fühlte.
Ich bewundere die Energie und die positive Grundhaltung aller hier arbeitenden Personen sehr. Es ist in
der ganzen Zeit, in der ich hier war, nie ein böses Wort gefallen und niemand hat sich beklagt, obwohl die Umstände hier manchmal gar nicht einfach sind. Leider werden einige der Lehrpersonen vom
Erziehungsministerium an andere Schulen geschickt und weder Noshy noch Rigoberto können für eine Kontinuität an der Schule sorgen. Einige der hier arbeitenden LehrerInnen möchten unbedingt an der
Schule Educare bleiben und ich wünschte, sie könnten es. Ein solcher Ort braucht solch engagierte Leute, wie ich sie hier kennengelernt habe." - Andrea Schibli