Gemeinsam Perspektiven schaffen – wie alles begann…

Am 27. September, feierte die Fundación CISOL in Ecuador ihr 45. Jubiläum. 45 Jahre, in welchen sich CISOL unermüdlich für die Kinder und Jugendlichen im Süden von Ecuador einsetzt. Aber wie ist CISOL eigentlich entstanden? Und was hat Rigoberto und Noshy angetrieben, CISOL über all die Jahre weiterzuführen? 

«Alles begann mit einer Gruppe von UniversitätsstudentInnen und -lehrerInnen, die Anfang der 1970er Jahre damit begannen, die lokale soziopolitische Situation in Loja zu erforschen. Nach der Veröffentlichung von zwei Berichten hatte ein Teil von uns das Gefühl, dass wir über die blossen Studien hinausgehen und Massnahmen ergreifen müssen. Wir beschlossen eine Aktionsgruppe zu gründen, die wir CISOL nannten (was damals für Zentrum für soziale Untersuchungen Loja stand und jetzt für Zentrum für lateinamerikanische soziale Initiativen steht). Wir waren eine Aktionsgruppe von StudentInnen mit unterschiedlichen akademischen Hintergründen, aber wir hatten alle ein gemeinsames Interesse: die Solidarität mit denjenigen, die weniger hatten. Wir trafen uns jeweils abends und als es darum ging, den Schwerpunkt unserer Arbeit festzulegen, schlug eines unserer Gruppenmitglieder, ein ehemaliger Lustrador (ein Kind, das Schuhe auf der Straße putzt, um Geld zu verdienen) vor, dass wir uns auf das Phänomen Kinderarbeit konzentrieren sollten. Damals gab es noch keine Literatur über Kinderarbeit in Südamerika, deshalb haben wir uns entschieden, uns zunächst darauf zu konzentrieren, die Situation der Kinder aus erster Hand kennenzulernen. Wir haben rund 500 Schuhputzer in den Strassen von Loja zu ihrer Situation befragt. Unser Wohnzimmer wurde für rund ein Jahrzehnt zum Büro von CISOL. Die Situation, die wir entdeckten, war so kritisch, dass wir immer mehr das Gefühl hatten, selber eingreifen und die Situation der Kinder verbessern zu müssen.

 

Seit 1977 sind Kinderarbeit und Solidarität die Motoren von CISOL. Nach und nach verliessen Gruppenmitglieder die Organisation und wandten sich ihrem Studium, ihrer Familie und ihrer Karriere zu. Rigo und ich beschlossen, die Arbeit fortzusetzen; ebenso wie andere Mitglieder, die längere Zeit bei CISOL blieben, bevor sie einen anderen Weg einschlugen. Und hier sind wir, vier Jahrzehnte später, verantwortlich für Projekte der formalen und nicht formalen Bildung, die von einer Schule für armutsgefährdete Kinder und Jugendliche über die Unterstützung von Studien und Studienmaterialien bis hin zu Projekten mit Robotik und Informatik in der Stadt und auf dem Land reichen.

 

In all diesen Jahren haben wir Geschichten der Veränderung gesehen und unterstützt. Da sind viele: das Mädchen, das Schuhe repariert hat und heute Universitätslehrerin in Brasilien ist; der Junge, der auf einer Brücke in Loja Schuhe geputzt hat und heute ein bekannter Künstler ist und von seiner Kunst lebt; das Waisenmädchen, das nach New York reiste, um die arbeitende Jugend zu vertreten, und sich heute um ihr Zuhause und ihre Kinder kümmert; der Junge, der eine Zeitung von und für Kinder leitete und jetzt als Richter arbeitet; die jugendliche Aktivistin, die jetzt Ärztin ist und sich in Kardiologie weiterbildete; der Junge, der Süssigkeiten auf der Straße verkaufte und heute Anwalt und Offizier ist; das Mädchen, das Lebensmittel auf dem Markt verkaufte und heute Schuldirektorin ist. Es gibt auch traurige Geschichten. Leben, die unseren Unterstützungsbemühungen entgangen sind, als ob sie Wasser wären, das uns durch die Finger rinnt… Aber wir werden nie aufhören, es zu wiederholen: Ein einziges gerettetes Leben reicht bereits aus, um diese Bemühungen zu belohnen. Und jeden Tag werden wir mit Beispielen von Stärke, Mut, Positivität und Entschlossenheit konfrontiert, die uns ermutigen, weiterzumachen. CISOL ist unser Lebensprojekt. Wir fühlen uns glücklich, weil es uns ermöglicht hat, Tausende von Leben zu berühren und auch von ihnen berührt zu werden.»

- Noshy Rodriguez, Direktorin Fundación CISOL

 

Geschätzte UnterstützerInnen, wir sind unglaublich dankbar, diese wunderbare Organisation seit 1999 mit Ihnen unterstützen zu dürfen. Und wir freuen uns, wenn Sie sich gemeinsam mit uns und den Verantwortlichen vor Ort auch weiterhin für eine würdevolle Zukunft der Kinder und Jugendlichen einsetzen. Weitere Infos zu Spendemöglichkeiten, unseren Projekten und finanziellen Verpflichtungen sowie Neuigkeiten und Impressionen aus Ecuador finden Sie hier auf unserer Website. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

 

Herzliche Grüsse

Daniel Kopp, Cristina Berger, Esther Hildenbrand-Berweger, Tamara Feuz, Sabrina Tarolli